Julius Fučík


Julius Ernest Wilhelm Fučík

* 18. Juli 1872 in Prag, Österreich-Ungarn

† 15. September 1916 in Berlin



 Julius Fučík

1872–1916

 

Florentiner Marsch

Grande marcia italiana op. 214

  


13. 12. 2003 ► »Klassik im Salon 5«

25. 10. 2003 ► Alten Feuerwache

12. 06. 2004 ► Auftritt 21 Potsdam


Unter den Formen und Gattungen der Musik ist der Marsch gewissermaßen die ‚straighteste‘: Nirgends sonst „muss die harmonische Struktur klarer sein. Es muss eine Melodie vorhanden sein, die Musikalische und Unmusikalische gleichermaßen anspricht. Es darf kein kontrapunktisches Durcheinander geben“ – so der amerikanische Marschkönig John Philip Sousa (1854–1932).

 

Zu den Komponisten, deren schöpferische Fantasie gerade durch die Beschränkungen der Marschform in besonderem Maß stimuliert wurde, gehört auch der Tscheche Julius Fučík, ein Schüler Antonín Dvořáks. Den bedeutendsten Teil seiner Musikerlaufbahn verbrachte Fučik als Kapellmeister der k.u.k.-Armee; nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst im Jahr 1913 ließ er sich in Berlin nieder.

 

Der 1907 entstandene »Florentiner Marsch« ist neben dem Zirkus-Evergreen »Einzug der Gladiatoren« (1899) der bekannteste von Fučíks Märschen. Beide Stücke folgen der ,story-telling‘-Dramaturgie des von Sousa geprägten Marschtyps. Charakteristisch dafür ist die Inszenierung eines absoluten Höhepunkts gegen Ende der Komposition: des Gänsehaut-Effekts einer triumphalen Wiederkehr des Hauptthemas nach einem spannungssteigernden Zwischenspiel (interessanterweise liegt Lautenschlägers ganz anders gearteten »Roten Chrysanthemen« in diesem Programm dasselbe Formmodell zugrunde). Fučíks »Grande marcia italiana« – worin das spezifisch italienische Element des Werks bestehen soll, bleibt einigermaßen rätselhaft – geht in harmonischer und formaler Hinsicht an die Grenzen dessen, was in der Militärmarsch-Gattung möglich ist. Dass deren Konventionen im Ganzen aber treu geblieben wird, unterscheidet das Stück von sinfonisch überhöhten Konzertmärschen wie z. B. denen in Elgars »Pomp and Circumstance«-Zyklus. | T. F.