Foto: Frank Rönisch
Foto: Frank Rönisch

VORSCHAU


25-Jahre-concentus-alius-Jubiläumskonzert

 

am

Dienstag, 27. Februar 2024, 20 Uhr

in der

Philharmonie, Berlin (Großer Saal)

 

Gustav Mahler, 2. Sinfonie – "Auferstehungssinfonie"


Der Kartenvorverkauf hat begonnen, zunächst online:  www.queer-music.de/concentus


Bericht eines Wiener Zeitgenossen:

 

... der Uraufführung [am 13. Dezember 1895 in Berlin unter der Leitung Gustav Mahlers] seiner »Zweiten Sinfonie«, beizuwohnen. Es war ein Konzert, das ich nicht so schnell vergessen werde. Aus der einstigen »Totenfeier« war ein gigantischer Koloss von einer Sinfonie geworden, ein Werk, das so ziemlich alles in den Schatten stellte, was es auf diesem Gebiet bis dahin gegeben hatte, Berlioz eingeschlossen. Mahler hatte ein stark erweitertes spätromantisches Sinfonieorchester aufgeboten; außerdem gab es zwei Gesangssoli für Sopran und Alt sowie einen großen gemischten Chor. Die ganze Sinfonie hatte fünf Sätze, von denen allein das Finale, der unbestrittene Höhepunkt der Kornposition, weit über eine halbe Stunde dauerte. Es war, wie schon damals die »Totenfeier«, über weite Strecken eine düstere, zerrissene Musik, die erst am Schluss in eine hymnische, sich ekstatisch steigernde Auferstehungsbeschwörung von Chor, Orchester und Solostimmen nach einer Ode von Klopstock mündete. Mahler zog sämtliche Register eines nachwagnerianischen Komponisten und beherrschte den Apparat seines Riesenorchesters mit fast schon übernatürlicher Perfektion. Einer der beeindruckendsten Effekte war der Einsatz eines kleinen, unsichtbaren Fernorchesters hinter Bühne, das mit seinen von weit her erklingenden Trompeten den Ruf des jüngsten Gerichts andeuten sollte. Überhaupt hatte die Sinfonie etwas von einem riesigen, überdimensionalen Weltrequiem; sie war todessüchtig und grazil, majestätisch und morbid, feierlich und bedrohlich, brutal dissonant und schmerzlich süß; das Triviale mischte sich mit dem Erhabenen, strahlende Violinen folgten auf verzweifelt dumpfe Hörner, und wenn sich endlich einmal eine zarte Kantilene aus dem Schlachtfeld herausgeschält hatte, wurde sie bald darauf von exzessiven Schlagzeugattacken niedergeschmettert. Die ganze maßlose Angst ebenso wie die ganze übersteigerte Hoffnung des zu Ende gehenden Jahrhunderts schien sich in diesem Klanglabyrinth widerzuspiegeln. Ungebrochen erklang nur der vierte Satz, »Urlicht« betitelt, ein ergreifend schlichtes Altsolo nach einem Volkslied aus der Brentano-Sammlung »Des Knaben Wunderhorn«, und natürlich das erwähnte monumentale Finale, das sich am Ende zu einem nachgerade transzendenten Jubelgesang des gesamten Chores aufbäumte, bevor die Sinfonie schließlich mit triumphalen Durakkorden des Orchesters schloss. Das Publikum verharrte danach eine Weile in ehrfürchtigem Staunen, bevor es in hemmungslos begeisterten Applaus ausbrach. Die Zeitungskritiken waren zwar eher zurückhaltend und reichten von vorsichtiger Anerkennung bis hin zu offener Ablehnung; dennoch war der Name Mahler mit einem Schlag nicht mehr nur als Dirigent, modern auch als seriöser Komponist zu einem Begriff in der gesamten Musikwelt Europas geworden.

Aber, so fragte ich mich jetzt, stand das alles nicht in krassem Widerspruch zu allem, was den Wienern hoch und heilig war? War Mahler nicht ein einziger flammender Angriff auf Gemütlichkeit und Bequemlichkeit, auf Wurstelprater und Heurigen, auf Tradition und Walzerrausch? …

(aus C. S. Mahrendorff, Der Walzer der gefallenen Engel, S. 226, 227)


Texte:

4. Satz "Urlicht"

aus Des Knaben Wunderhorn

 

Alt solo

O Röschen rot!

Der Mensch liegt in größter Not!
Der Mensch liegt in größter Pein!
Je lieber möcht’ ich im Himmel sein,

je lieber möcht’ ich im Himmel sein!

Da kam ich auf einen breiten Weg
Da kam ein Engelein und wollt' mich abweisen.
Ach nein! Ich ließ mich nicht abweisen!
Ach nein! Ich ließ mich nicht abweisen:
Ich bin von Gott und will wieder zu Gott!


Der liebe Gott, der liebe Gott

wird mir ein Lichtchen geben,
wird leuchten mir

bis in das ewig selig Leben!

 

5. Satz

(Friedrich Gottlieb Klopstock und Gustav Mahler)

 

Sopran solo und Chor

Aufersteh'n, ja aufersteh'n wirst du,
mein Staub, nach kurzer Ruh.  
Unsterblich Leben! Unsterblich Leben    
wird, der dich rief, dich rief, dir geben!

Wieder aufzublüh'n, wirst du gesä't!
Der Herr der Ernte geht  
Und sammelt Garben

uns ein, die starben.

 

Alt solo
O glaube, mein Herz, o glaube:
Es geht dir nichts verloren!
Dein ist, ja dein, was du gesehnt,
Dein, was du geliebt, was du gestritten!
 
Sopran solo
O glaube: Du wardst nicht umsonst geboren!
Hast nicht umsonst gelebt, gelitten!
 
Chor und Alt solo
Was entstanden ist, das muß vergehen!
Was vergangen, auferstehen!
Hör auf zu beben!
Bereite dich zu leben!
 
Sopran solo und Alt solo
O Schmerz! Du Alldurchdringer!
Dir bin ich entrungen.
O Tod! Du Allbezwinger!
Nun bist du bezwungen!


Mit Flügeln, die ich mir errungen,
In heißem Liebesstreben
Werd ich entschweben
Zum Licht, zu dem kein Aug' gedrungen!
 
Chor
Mit Flügeln, die ich mir errungen,
Werd ich entschweben!
Sterben werd' ich, um zu leben!


Aufersteh'n, ja aufersteh'n wirst du,
Mein Herz, in einem Nu!
Was du geschlagen,
Zu Gott wird es dich tragen!

Alt solo:
O glaube, mein Herz, o glaube:
Es geht dir nichts verloren!
Dein ist, ja dein, was du gesehnt,
Dein, was du geliebt, was du gestritten!
 
Sopran solo:
O glaube: Du wardst nicht umsonst geboren!
Hast nicht umsonst gelebt, gelitten!
 
Chor und Alt:
Was entstanden ist, das muß vergehen!
Was vergangen, auferstehen!
Hör auf zu beben!
Bereite dich zu leben!
 
Sopran und Alt solo:
O Schmerz! Du Alldurchdringer!
Dir bin ich entrungen.
O Tod! Du Allbezwinger!
Nun bist du bezwungen!
Mit Flügeln, die ich mir errungen,
In heißem Liebesstreben
Werd ich entschweben
Zum Licht, zu dem kein Aug' gedrungen!
 
Chor:
Mit Flügeln, die ich mir errungen,
Werd ich entschweben!
Sterben werd' ich, um zu leben!
Aufersteh'n, ja aufersteh'n wirst du,
Mein Herz, in einem Nu!
Was du geschlagen,
Zu Gott wird es dich tragen!
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Bisherige Konzerte / Auftritte siehe Archiv


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