August Löhr


© Privatsammlung H. J. Ömisch
© Privatsammlung H. J. Ömisch

August Löhr

* (1889 oder) 1894 in Braunschweig

† 1967 in Braunschweig

 

[Nicht zu verwechseln mit dem österreichischen Landschafts- und Panoramenmaler

 August Lohr/Löhr (1842–1920)]

 

Löhr hat in Braunschweig Musik studiert und war nach dem 1. Weltkrieg in seiner Geburtsstadt als Organist tätig. Die Stadtchronik Braunschweig notiert anlässlich seines Todes seine Funktion als Kantor an der Klosterkirche zu Riddagshausen.

 

Löhrs kompositorisches Werk ist zu Lebzeiten in einem Fachlexikon von 1954 noch ausführlich aufgelistet worden, spätere Lexikon-Autoren scheinen ihn leider für einen Vermerk nicht mehr bedeutend genug gefunden zu haben.

 

Die Photos und die unten stehende Werkübersicht wurden uns freundlicherweise von seinem Enkel, H. J. Ömisch, Büchlberg, überlassen. | M. Z.

 

 



Liebeswerben


August Löhr

1894–1967

 

»Liebeswerben«

Serenade

 

 

 

 

11./12.2004  »Klassik im Salon 7«


Gerard Hoffnung, Violoncello, Liebespaar, verliebte Cellistin
Gerard Hoffnung

    August Löhr haben wir im letzten Konzert (► »Klassik im Salon 6«) mit seinem Tango »Bella Primavera« vorgestellt. Er gehört zu der Reihe der kaum bekannten und fast vergessenen Komponisten, wie Hermann Schulenburg und Willi Lautenschläger alias José Armandola, denen wir in unserer Programmserie »Klassik im Salon« regelmäßig einen Platz reserviert haben, um die leichte Muse oder das, was man einmal U-Musik oder gehobene Unterhaltungsmusik nannte, nicht zu kurz kommen zu lassen.

 

    Wir verhehlen nicht, dass es in unserem Orchester Stimmen gibt, die die Qualität der ausgewählten Stücke in Zweifel ziehen und wenig Spaß daran haben, durch den (sic!) Schmalz kompositorischer Niederungen zu waten. Die Mehrheit in unserem Orchester möchte aber auf die Pflege dieses Genres nicht verzichten, das das selten eingestandene Bedürfnis nach Sentiment und Kitsch befriedigen kann und durch seine oft unfreiwillige Parodie klassischer Vorbilder beste Unterhaltung bietet.

 

    Bei der Auswahl der Stücke aus unserem Fundus von Perlen der Trivialmusik lassen wir uns oft nur von den ulkigen Titeln leiten. »Liebeswerben« schien besonders gut zu uns zu passen, und unversehens ergaben sich aufschlussreiche Vergleiche mit der vom Solo-Cello vorgetragenen herzzerreißenden Arie des Rodolphe in unserer Kurzfassung der »Bohème« und mit Gaetanos schwärmerischem Ständchen in den »Banditenstreichen«. Der Schwulst des Operetten-Textes kann sich jedenfalls mit der Inbrunst der Violin- und Cello-Soli in Löhrs Serenade messen; eine zentrale Vortragsbezeichnung lautet dort: drängend!   | M. Z.



Bella Primavera


August Löhr

1894–1967

 

»Bella Primavera«

Tango argentino

 

29./30. Mai 2004 

 »Klassik im Salon 6«


Der Tango argentino ist im Grunde ein ruhiges Gehen im 4/4-Takt, verbunden mit weichen, fließenden Figuren – er führt, sie folgt. Im Gegensatz zum gängigen Bild bestimmt der Mann zwar jeden einzelnen Schritt, doch im Prinzip begleitet er nur die Bewegungen der Frau. Sein höchstes Ziel ist, dass sie sich wohl fühlt. Gleichzeitig tanzt sie ausschließlich für ihn. Dabei darf sie ganz Frau sein, kann schmeicheln und umgarnen, mit Distanz und Tempo spielen. (condetango)

 

Die Bedeutung des Wortes „Tango“ ist bis heute ungeklärt. Manche vermuten einen afrikanischen Ursprung mit der Bedeutung „Afrikanischer Tanz“, andere halten durch das spanische Wort „tañer“ (taño = ein Instrument spielen) eher einen kastilischen Einfluss gegeben. Es lassen sich Beziehungen zum kubanischen Kontertanz, der Habanera und dem kubanischen Tango nachweisen. Zu Beginn, um 1900, waren es die Bars und Bordelle der Vorstadt von Buenos Aires, wo der Tango zum leidenschaftlichen Ausdruck des Lebensgefühls wurde, geprägt von den vielfältigen kulturellen Einflüssen und dem harten Existenzkampf.

 

Wegen der engen Tanzhaltung sowie der unverhohlen erotischen Schiebeschritte erklärte der Vatikan den Tango argentino schlichtweg für unsittlich. Der deutsche Kaiser verbot seinen Offizieren, Tango in Uniform zu tanzen. Und da dieser Tanz alles andere als gesellschaftsfähig erschien, wurde ihm noch 1913 die Aufnahme in die Tanzordnung des Balles der Stadt Wien verwehrt.

 

Namhafte Komponisten wie Igor Strawinsky, Paul Hindemith und Ernst Krenek griffen in den 20er-Jahren den Tango in ihren avantgardistischen Kompositionen auf und bewirkten so den Einzug des Tango in die Konzertsäle und Opernhäuser. (fantang)



Weitere Kompositionen:

Am Lido. Venezianisches Ständchen 

Burleske WÜRNER / LÖHR

Der Tazzelwurm. Akkordeon-Solo

Des Nachbars Hahn. Lied

Die Frauen im sonnigen Süden. Paso doble

Die Woche fängt gut an. Foxtrott HUHN

Ein Tag am Königssee

Eva-Shimmy (Eva komm ins Venusbad)

Fahrt ins Blaue. Galopp

Fest in Schönbrunn. Ouvertüre

Frühling im Tal

La Campanella. Glocken-Intermezzo

Ländler

Lass mich nicht immer allein. Tango

Libellen am Wasser / am See

Luftikus. Rhythmisches Intermezzo

Magyar Abrand (Ungarische Phantasie)

Pikanterie

Plauderei

Polonaise

Première. Ouvertüre

Rue Madelaine Nr. 4. Valse musette

Schwör mir keine Treue. Tango

Sie sagt nein. (Rumba-Tempo)

Trinklied, nur beim Wein zu singen

Weiße Spitzen. Intermezzo WÜRNER / LÖHR

Wiener Weise. Lied

Zauber der Wachau

Zwei Zickel-Zackel-Ziegen. Für Männerchor