Maurice Ravel


Ravel 1925 – Bibliothèque nationale de France
Ravel 1925 – Bibliothèque nationale de France

Joseph-Maurice Ravel

* 7. März 1875  Ciboure

† 28. Dezember 1937  Paris



Pavane pour une infante défunte


Maurice Ravel

1875–1937

 Pavane pour une infante défunte

für Orchester [1910]

[Klavierfassung 1899]

Lent

 

 

Auch wenn Ravel seine Pavane nicht als Trauergesang konzipiert hat, dürfte sie trotzdem eine der am häufigsten auf Trauerfeiern gespielten klassischen Kompositionen sein.

Und so spielten auch wir sie am 16. Januar 2011

Konzert Nr. 19 im Gedenken an drei Mitspieler des concentus alius, die 2010 verstorben sind: Jean-Luc Batilliot, Christian Glinz und Klaus-Eckart Maass. 

 Abschiede


»Es ist kein Trauergesang für ein totes Kind, sondern eher die Vorstellung einer Pavane, wie sie von solch einer kleinen Prinzessin, wie Velázquez sie am spanischen Hof gemalt hatte, wohl hätte getanzt werden können.«

Mit diesen Sätzen erklärt Maurice Ravel den Titel seines Werkes, das 1899 in der Fassung für Klavier entstand. Nach eigenem Bekunden ging es ihm eher um den Klang der Worte als um ihren Inhalt. – Die Pavane ist der Fürstin de Polignac gewidmet, die in den Jahren um die Jahrhundertwende in Paris einen berühmten Salon führte, wo auch Ravel verkehrte. Die Liste der Namen der Künstler, welche in ihrem Salon verkehrten, liest sich wie ein »Who-is-Who?« jener Zeit: Strawinsky, Satie, Proust, Weill, Debussy, Fauré, de Falla – die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.

 

Über die Person der Fürstin schließt sich wiederum ein eleganter Bogen zum concentus alius:

Winnaretta de Polignac, geb. Singer und damit Erbin des Vermögens ihres Vaters, des Nähmaschinenfabrikanten, drohte ihrem ersten Mann mit Mord, sollte er sie in der Hochzeitsnacht anrühren. Die Ehe mit ihrem zweiten Ehemann basierte nicht unwesentlich auf der gemeinsamen – oder sollte man sagen »getrennten«? – homosexuellen Orientierung. Darüber hinaus machte Winnie, wie Freunde sie nannten, es ihren Mitmenschen nicht immer leicht – Kurt Weill wollte sie gelegentlich an ihren eigenen Orgelpfeifen aufhängen. Kurz: die Dame schillerte in allen Regenbogenfarben. | Mark Günzel

 

– Wikipedia: Winnaretta Singer

– Sabine Fringes: In die Musik verliebt… Eine Lange Nacht  über die Mäzenin Winnaretta Singer-Polignac. Deutschlandfunk 25. 4. 2009 



Le tombeau de Couperin


Maurice Ravel

1875–1937

 »Le tombeau de Couperin«

Suite d’orchestre

daraus:

I. Prélude

III. Menuet

IV. Rigaudon

 

 

Diese Suite war (ohne die Forlane)

 am 7. 7. 2007 im  Konzert Nr. 12 zu hören


Le tombeau de Couperin, Titelblatt,
Titelzeichnung von Maurice Ravel

 

»Le tombeau de Couperin« ist Ravels letzte

Solo-Klavierkomposition, eine Suite in 6 Sätzen als Hommage an die französische Musik des 18. Jahrhunderts.

Sie enthält neben Prélude, Fugue und Toccata verschiedene barocke Tänze:

eine Forlana (Furlana, Frullana, einen aus dem Friaul kommenden, wilden Werbetanz im 6/8-Takt,

ähnlich der Tarantella, aber unregelmäßiger und zerrissener), ein höfisches Menuet

und ein Rigaudon (Rigodon, engl. Rigadoon,

einen fröhlichen Rundtanz).

 

Das Tombeau, dem Begriff nach ein musikalisches Grabmal, tritt zwar ursprünglich in Form würdevoller Schreit-Tänze wie Allemande grave und Pavane auf, drückt aber nicht so wie die Plainte, die Déploration oder das Lamento die Klage über den Tod aus, sondern mehr die Ehrerbietung dem älteren Meister gegenüber. Der keinesfalls tragische Tonfall der Suite Ravels macht deutlich, dass für ihn die Reflexion über die musique française im Vordergrund stand: nämlich deren Klarheit der Melodien, Charakter der Tanzrhythmen, Eleganz, durchsichtiger Satz und Ornamentation.

 

 Ravel begann mit der Komposition kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Juli 1914 in St. Jean de Luz und vollendete sie nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst wegen  Krankheit 1917 bei der Familie Dreyfus in Lyons-la-Forêt, nahe Rouen. Jeder Satz ist einem gefallenen Kriegskameraden gewidmet; die Toccata zum Beispiel dem Musikwissenschaftler Joseph de Marliave, dessen Witwe, Marguerite Long, die Klavier-Suite im April 1919 erfolgreich uraufführte. Daraufhin instrumentierte Ravel die vier Sätze Prélude, Forlane, Menuet und Rigaudon und fasste sie zu einer Orchestersuite zusammen, die 1920 in Paris zum ersten Mal gespielt wurde.      

| E. S. W. / M. Z. 

 


Widmungsträger

der sechs Stücke Ravels für Klavier zu zwei Händen:

 

• Prélude (e-Moll)

zur Erinnerung an Leutnant Jacques Charlot 

(der »Ma Mère l'Oye« für Klavier allein transskribiert hat)

• Fugue (e-Moll) 

zur Erinnerung an Jean Cruppi 

(Sohn des Widmungsträgers von »L'Heure espagnole«)

• Forlane (e-Moll) 

zur Erinnerung an Leutnant Gabriel Deluc 

(baskischer Maler aus Saint-Jean-de-Luz)

• Rigaudon (C-Dur) 

zur Erinnerung an Pierre und Pascal Gaudin

• Menuet (G-Dur) 

zur Erinnerung an Jean Dreyfus

• Toccata (E-Dur) 

zur Erinnerung an Hauptmann Joseph de Marliave 

(Musikwissenschaftler und Gatte von Marguerite Long)


 

– Wikipedia Frankreich
– Titel-Autograph Ravels: www.karadar.com
– Christine Mitlehner, www.musiktext.de
– www.maurice-ravel.net/dreyfus.htm