Niels Wilhelm Gade


Niels Wilhelm Gade

* 22. Februar 1817 in Kopenhagen

† 21. Dezember 1890 in Kopenhagen

Johann Georg Weinhold (1813–1880)

Niels Wilhelm Gade. Dresden 1845

Kupferstich



Sinfonie Nr. 3


Niels Wilhelm Gade

1817–1890

 

Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 15

[1846/47]

 

I.

Presto – Un poco lento – Tempo I

II.

Andante sostenuto

III.

Allegretto assai moderato

IV.

Finale  Allegro molto e con fuoco – Andante sostenuto – Tempo I

 


4. 7. 2010  Programm Nr. 18

Was für Zeiten! Jedenfalls »sinfonisch« gesehen, denn 1839 entdeckte Schumann Schuberts Große C-Dur-Sinfonie und begeisterte Mendelssohn für sie, der sie bereits am 21. März 1839 im Rahmen der Leipziger Gewandhauskonzerte zur Uraufführung brachte. Am 31. März 1841 dirigierte Mendelssohn Schumanns Frühlingssinfonie. 1842 beendete Mendelssohn seine Schottische Sinfonie, deren Uraufführung er am 3. März leitete, und 1843 ereignete sich im Leipziger Gewandhaus, wieder unter der Leitung Mendelssohns, die sensationell gefeierte Uraufführung der 1. Sinfonie Niels Wilhelm Gades. Dieser Erfolg stellte den unbekannten 26-jährigen dänischen Komponisten mit einem Schlag in die erste Reihe seiner komponierenden Zeitgenossen und bildete den Grundstein für seinen raschen Aufstieg zum Musikdirektor des Leipziger Gewandhausorchesters: Für die Saison 1844/45 übernahm er die Leitung der Gewandhauskonzerte, die er im nächsten Winter abwechselnd mit Mendelssohn und in der Saison 1847/48 dann wieder allein innehatte. Eine Blitzkarriere, die 1848 mit dem Ausbruch des deutsch-dänischen Krieges (1848–1851) und Gades Rückkehr nach Kopenhagen allerdings ein abruptes Ende fand.

 

Schon 1838 hatte Gade als Komponist auf sich aufmerksam gemacht, als seine Ouvertüre Nachklänge von Ossian den 1. Preis bei einem Wettbewerb des Kopenhagener Musikvereins erhielt. Ein königliches Stipendium ermöglichte ihm den Auslandsaufenthalt in Leipzig, wo er in Mendelssohn und Schumann Förderer und Freunde fand. Zurück in Dänemark übernahm Gade 1848 die Leitung des Kopenhagener Musikvereins. 1861 wurde er zum Hofkapellmeister ernannt und 1865 begründete er gemeinsam mit seinem Schwiegervater, dem Komponisten J. P. E. Hartmann, das Kopenhagener Konservatorium.

 

Neben acht Sinfonien schrieb er Opern, Chorwerke, Ballette, Ouvertüren, ein Violinkonzert, Kammermusik und Klavierwerke.

 

Einen Tag nach der Uraufführung der ersten Sinfonie am 1. März 1843 schrieb Mendelssohn an Gade: 

„Durch den gestrigen Abend haben Sie sich das ganze Leipziger Publikum, das Musik wirklich liebt, zum dauernden Freund gemacht. Keiner wird von jetzt an von Ihrem Namen und von Ihrem Werk anders als mit der herzlichsten Hochachtung sprechen und jedes Ihrer künftigen Werke mit offenen Armen empfangen. Es wird zugleich mit der äußersten Sorgfalt einstudiert und von allen hiesigen Musikfreunden begrüßt werden.“

 

Warum erklingt heute nun nicht jene gefeierte erste, sondern seine dritte, ebenfalls in Leipzig komponierte und uraufgeführte Sinfonie? – Weil sie in ihrer Besetzung die Besonderheit aufweist, dass sie anstelle von drei Posaunen nur eine erfordert, was der derzeitigen Standardbesetzung des concentus alius entgegenkommt.

| Michael Knoch – nach einem Artikel von Norbert Kirchmann, Das unbekannte Werk (II), in: "Das Liebhaberorchester" 1/2003