Friedrich Gulda


 © Werner Neumeister
© Werner Neumeister

Friedrich Gulda

* 16. Mai 1930 in Wien

† 27. Januar 2000 in Weißenbach am Attersee



Cellokonzert


 Friedrich Gulda

1930–2000

 

Konzert für Violoncello und Blasorchester

[1980]

 

Ouverture

Idylle

Cadenza

Menuett

Finale alla marcia

 

 

Konstanze von Gutzeit, Violoncello, war Solistin im

► Jubiläumskonzert

15 Jahre concentus alius 2014

»Neue Ufer«

am 7. 7. 2007


Friedrich Gulda, Heinrich Schiff, München,
arthaus-musik.com

 

Friedrich Gulda dirigiert sein Cellokonzert mit Heinrich Schiff, Violoncello

München 1988


Es gibt kaum einen Komponisten, der so erfolgreich neue Ufer erobert hat wie Friedrich Gulda. 1930 in Österreich geboren, hat sich Gulda schnell als ein hervorragender klassischer Pianist etabliert, mit besonderem Schwerpunkt auf Bach- und Mozart-Einspielungen. Doch das reichte ihm nicht. Frustriert von der Fahlheit seiner klassischen Ausbildung wandte er sich dem Jazz zu. Er arbeitete mit Musikern wie Joe Zawinul, Chick Korea und Herbie Hancock und machte sich diese stilistische Vielfalt auch kompositorisch zu eigen.

 

Das 1980 eigens für den »Mordscellisten« Heinrich Schiff komponierte Cellokonzert, sozusagen der Gipfel seines grenzüberschreitenden Kompositionsstils, wurde eines seiner bekanntesten und beliebtesten Werke. Es besteht aus fünf Sätzen: Ouverture, Idylle, Cadenza, Menuett und Finale alla marcia. Neben dem Solo-Cello spielen Holz- und Blechbläser, Gitarre, Drumset und Bass. Gulda beschrieb dieses musikalische und klangliche Abenteuer als »Jazz, ein Menuett, Rock, ein Hauch von Polka, ein Marsch und eine Kadenz mit zwei Stellen, an denen ein hervorragender Cellist improvisieren muss.« 

 

Die Ouverture präsentiert energische Blecheinwürfe und erzeugt durch den Einsatz von Gitarre und Drumset ein Bigband-/Rock-Gefühl. Es folgt ein wunderschöner, ruhig-melodischer Abschnitt für das Solo-Cello mit den Holzbläsern, im letzten Moment überraschend unterbrochen von der Wiederkehr des ersten Themas. 

 

Die Idylle mit Volksliedrepertoire und Ländler zeigt Guldas Freude daran, stilistische Richtungen zu mischen. Gulda bestritt, obwohl viele Musikwissenschaftler seine Verwendung von volksliedartigen Melodien als »witzige Ironie« bezeichneten, dass er habe witzig sein wollen. Humorvoll ja, aber nicht witzig.

 

Das Orchester schweigt während der Cadenza. Sie ist ein wilder Ritt durch die stilistischen Richtungen von Bach bis Bowie – funkelnd-strahlend virtuose Passagen für einen »Star-Cellisten«. 

 

Das im spanisch-barocken Stil elegant orchestrierte Menuett leitet über ins Finale alla marcia mit Polka-Anklängen und einem Mix aus lärmenden Blasorchestermotiven und Jazzelementen der 70er-Jahre.

| Victoria Tafferner