Franz Krüger


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Franz Krüger

* 9. Dezember 1880  Roßlau

† 22. Juni 1940  Berlin



Tell-Fantasie


Franz Krüger

1880–1940

 

»Tell-Fantasie« nach Motiven von Rossini

 für Xylophon und Orchester

 

 

 Dieses Stück hat unser Paukist und Schlagwerker

Viorel Chiriacescu

am 7. 7. 2007 im   Konzert Nr. 12 gespielt


Vierreihiges Xylophon
Vierreihiges Xylophon

 

Die alte Form des vierreihig aufgebauten Xylophons erforderte ein sehr intensives und langjähriges Studium. Da es fast nicht möglich ist, ein vierreihiges Xylophon „vom Blatt zu spielen“ (ebenso wenig wie eine Harfe), ist der Musiker praktisch gezwungen auswendig zu spielen.

 

Vielleicht war es der Ruf des „faulen Schlagzeugers“, vielleicht auch nur die Tatsache, dass diese Bauart des Instruments nicht mehr den Anforderungen des Orchesterrepertoires entsprach – jedenfalls wurde das vierreihige Xylophon in ein zweireihiges, einer Klaviertastatur ähnelndes, umgewandelt, was seine Spielbarkeit erheblich vereinfachte. Somit gehört das vierreihige Xylophon zu der Gattung „historischer“ Instrumente, welche im Museum oder vielleicht noch im Zirkus zu bestaunen sind – sofern es dem Zirkus gelang, einen kleinen, virtuosen Rumänen als Akrobaten zu engagieren, der dieses antiquierte Instrument noch immer beeindruckend schnell und präzise bedienen kann. „Hinter den sieben Bürgen“ findet man ab und an noch ein solches in freier Wildbahn lebendes Exemplar. Ihre Gattung ist allerdings leider vom Aussterben bedroht, nicht einmal die Europäische Union setzt sich für den Schutz ihrer natürlichen Lebensräume und Biotope (nämlich für Spezial-Musikschulen) ein.

Wie dem auch sei, Ihnen viel Vergnügen beim Zuhören. | V. Ch.

 

 – Xylophon: Abbildungen aus MGG

Xylophon
Stroh Fiddel bei Praetorius, Syntagma musicum II. 1619
Xylophon
Zweireihiges Xylophon (J. C. Deagan, Chicago)

Musik von Gioacchino Rossini (1792–1868) ist in diesem Programm (► Konzert Nr. 12 ) nicht in seinem eigenen Tonfall zu hören, sondern in phantasievollen Variationen seiner Melodien zweier zeitgenössischer Komponisten, Benjamin Britten und Franz Krüger.

 

Letzterer verarbeitet in seiner »Tell-Fantasie« die zum Gassenhauer gewordenen Motive aus Rossinis Ouvertüre zu »Guillaume Tell«, einer opéra in 4 Akten auf einen Text von Victor-Joseph Étienne de Jouy und Hippolyte-Louis-Florent Bis nach Friedrich Schillers gleichnamigem Schauspiel von 1804.

Die Uraufführung fand 1829 in Paris statt, 

1831 kam eine italienische Fassung von Calisto Bassi als »Guglielmo Tell« heraus.

 

»Guillaume Tell« war Rossinis erste vollständig original französische Oper. Den Erwartungen des französischen Publikums wurde er dadurch gerecht, dass er in der Form der Grand opéra gleichzeitig italienische und französische Ideen verhandelte, nämlich die Ideale der Pariser Revolutionszeit und die Rebellion des italienischen Risorgimento gegen die österreichische Fremdherrschaft. 

 

– Reclams Opernführer, Stuttgart 1999

 

Franz Krüger (1880–1940) war erster Paukist an der Staatsoper Berlin und von 1921 bis zu seinem Tod 1940 Lehrer an der Staatlich akademischen Hochschule für Musik in Berlin. Neben seinem Lehrbuch für Pauken und Kleine Trommel (erschienen 1942), welches jeder Schlagzeug-Student „durchpauken“ soll, ist eine Komposition von ihm überliefert, in der er Motive aus Gioacchino Rossinis Wilhelm-Tell-Ouvertüre für Xylophon und Orchester zu einer »Tell-Fantasie« neu zusammengestellt hat.

 

Lebensdaten nachträglich (2017) ergänzt nach ► www.amazon.de/Pauken-Kleine-Trommel-Schule-Orchesterstudien